Aeroflot | ||
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IATA-Code: | SU | |
ICAO-Code: | AFL | |
Rufzeichen: | AEROFLOT | |
Gründung: | 1923 | |
Sitz: | Moskau, Russland | |
Drehkreuz: | ||
Heimatflughafen: | Moskau-Scheremetjewo | |
Unternehmensform: | PAO (Öffentliche Aktiengesellschaft) | |
ISIN: | RU0009062285 | |
IATA-Prefixcode: | 555 | |
Leitung: | Witalij Saweljew[1] | |
Mitarbeiterzahl: | 21.600 Aeroflot (2016) 36.600 Aeroflot Gruppe [2] | |
Umsatz: | 495,9 Mrd. RUB[3] Aeroflot Gruppe (2016) | |
Fluggastaufkommen: | 32,85 Mio. Aeroflot 50,13 Mio. Aeroflot Gruppe (2017)[4] | |
Frachtaufkommen: | 226.590 t (2017)[5] | |
Allianz: | SkyTeam | |
Vielfliegerprogramm: | Aeroflot Bonus | |
Flottenstärke: | 256 (+ 105 Bestellungen) | |
Ziele: | national und international | |
Website: | www.aeroflot.ru |
Aeroflot, eigentlich Aeroflot Russische Luftfahrtlinien (russisch /Transkription Aeroflot Rossiskije awialinii), ist die größte russische Fluggesellschaft mit Sitz in Moskau und Drehkreuz auf dem Flughafen Moskau-Scheremetjewo. Sie ist Mitglied der Luftfahrtallianz SkyTeam und war mehrere Jahrzehnte lang die größte Fluggesellschaft der Welt. Als Staatsunternehmen befindet sich Aeroflot mehrheitlich im Eigentum des russischen Staates.
Der 9. Februar 1923 wird offiziell als Geburtsdatum der russischen Zivilluftfahrt angesehen. Der Arbeiter- und Verteidigungsrat gab an diesem Tag eine Entschließung heraus, die die Verwaltung der zentralen Luftflotte bevollmächtigte, die technische Überwachung von Fluglinien und die Gründung eines Zivilluftfahrt-Rates vorzunehmen.[6] Am 8. März 1923 wurde in der jungen Sowjetunion der Verein der Luftfahrtfreunde gegründet, der es sich zum Ziel machte, Geldmittel für den Bau von Flugzeugen zu sammeln und die Vorteile der Luftfahrt zu propagieren. Nur wenige Tage später, am 17. März, fand die konstituierende Versammlung der Aktiengesellschaft Dobroljot (russisch ), der ersten Luftfahrtgesellschaft der Sowjetunion, statt. Neben den Vereinsmitgliedern kauften auch Funktionäre die zum Preis von je 1,05 Rubel emittierten Aktien. Selbst Lenin soll 60 Aktien gekauft haben.
Im selben Jahr wurde die ukrainische Luftfahrtgesellschaft Ukrwosduchput sowie die kaukasische SakAvia gegründet. Durch Parolen wie etwa Wer nicht Aktionär von Dobroljot ist, der ist auch kein Bürger der Sowjetunion eingeschüchtert, spendeten die Arbeiter ihren Lohn und die Bauern ihre Erzeugnisse an den Verein unter Vorsitz von Felix Edmundowitsch Dserschinski und Michail Wassiljewitsch Frunse oder kauften Aktien von Dobroljot.
Für die erste Flotte der neuen Luftfahrtgesellschaft wurden in Deutschland 15 Flugzeuge vom Typ Junkers F 13 gekauft. Die erste Linie von Moskau nach Nischni Nowgorod wurde am 15. Juli 1923 mit einer F-13, gesteuert von J. N. Moissejew, eröffnet. Ein großer Anteil ausländischer Typen, vor allem deutsche und US-amerikanische, sollten noch bis weit in die 1930er Jahre hinein das Bild der zivilen Luftfahrt der Sowjetunion prägen. Mit der AK-1 flog 1924 das erste einheimische Modell bei Dobroljot. Auslandsflüge konnte die Gesellschaft immer noch nicht ausführen und so verlängerte die Regierung der Sowjetunion den Vertrag mit der deutsch-russischen Fluggesellschaft Deruluft für Flüge von Moskau über Königsberg nach Berlin.
Am 29. Oktober 1930 fusionierte Dobroljot mit der Aktiengesellschaft Ukrwosduchput, die schon zuvor 1925 die SakAvia übernommen hatte, zur Allunionsvereinigung der Zivilluftflotte (WO GWF).
Am 25. Februar 1932 wurde die WO GWF zur Hauptverwaltung der Zivilluftflotte (GU GWF) umgewandelt und ihr sämtliche zivilfliegerische Aktivitäten des Landes unterstellt mit Ausnahme der Polarluftflotte (Poljarnaja Awiazija), für die die Hauptverwaltung Nördlicher Seeweg verantwortlich zeichnete.[7] Die mittlerweile zu einem riesigen Verband der zivilen Luftfahrt angewachsene GU GWF erhielt am 5. März gleichen Jahres als Kurzbezeichnung den Namen Aeroflot.[6] Die Flotte der Fluggesellschaft zählte nun über 100 aktive Flugzeuge, darunter einige sowjetische wie ANT-9 und K-5. Eines der wichtigsten Modelle der Aeroflot war Ende der 1930er Jahre die in mehreren tausend Exemplaren produzierte Li-2, eine Lizenzversion der DC-3. Bis 1940 war das Streckennetz der Aeroflot auf 138.700 km angewachsen, auf denen in jenem Jahr 400.000 Passagiere und 58.400 t Fracht befördert wurden.[8] Während des Zweiten Weltkrieges wurden sämtliche Aktivitäten in den Dienst des Militärs gestellt. So wurden Transportflüge zur Versorgung des eingeschlossenen Leningrad oder von Partisanen im deutschen Hinterland ebenso durchgeführt wie das Absetzen von Luftlandetruppen oder Verwundetentransporte. Von 1941 bis 1945 beförderte Aeroflot solchermaßen 4,5 Mio. Personen sowie etwa 400.000 t Fracht.
In den Folgejahren nach Kriegsende sonderte Aeroflot ihre bis dahin genutzten Modelle wie die Li-2 aus und ersetzte sie durch neuentwickelte Typen wie Il-12 oder Il-14. Im Jahr 1956 setzte die Gesellschaft als eine der ersten weltweit mit der Tu-104 ein ziviles Strahlverkehrsflugzeug ein. Weitere Meilensteine stellen die Einführung der Turboprop-Verkehrsflugzeuge Tu-114 und Il-18 Ende der 1950er Jahre dar. In großer Zahl wurden ab den 1960er Jahren die Tu-134 und Il-62 in den Bestand aufgenommen.
Die Aeroflot, mit rund 3000 Flugzeugen in den 1960er-Jahren größte Fluggesellschaft der Welt, ermöglichte es Sowjetbürgern, sehr günstig zu reisen. Die Tickets waren teils günstiger als eine Bahnfahrt und der Spiegel schrieb 1967, mit einem Korb Kirschen, den man schwarz in Moskau verkaufte, hätte man das Ticket von der Krim nach Moskau amortisieren können. Die Flüge waren insgesamt auch signifikant kürzer als zum Beispiel in den USA. Gemäß Sommerflugplan 1966 fanden täglich 1.700 Flüge statt; insgesamt flogen im Jahr 1966 48 Millionen Passagiere mit der Aeroflot, deren Liniennetz 565.000 Kilometer umfasste.[9]
Im Jahr 1975 begann Aeroflot den Flugbetrieb des Überschallverkehrsflugzeuges Tu-144, der allerdings knapp drei Jahre später wieder eingestellt wurde.
Die Flotte der Aeroflot erreichte bis mehr als 10.000 Flugzeuge, davon etwa 700 größere Verkehrsflugzeuge, sie versorgte das ganze Land flächendeckend. 1982 umfasste allein das Inlandroutennetz rund 1 Mio Kilometer mit 3600 angeflogenen Zielen. Die Transportleistung betrug in jenem Jahr 500 Mio Passagiere und 14 Mio Tonnen Fracht. Im Ausland wurden 111 Ziele in 90 Ländern angeflogen. Die Aeroflot betrieb auch Hubschrauber und Agrarflugzeuge wie z. B. die Mi-6 oder An-2.
Aeroflot-Filialen waren während des Kalten Krieges Anlaufstellen für Kuriere und Verbindungsleute der sowjetischen Geheimdienste und gemäß Schätzungen zu über 50 Prozent mit Personal aus ausgebildeten KGB-, aber vor allem GRU-Agenten besetzt.[10][11] Die Flugzeuge der Gesellschaft fertigten zudem strategische Luftaufnahmen an[9], immer wieder verflogen sich dabei Flugzeuge der Aeroflot weg von Luftstrassen.
Bei der Privatisierung der Airline sei die Durchtränkung der Gesellschaft mit dem Geheimdienstnetzwerk und dessen mächtigen Interessen laut Alex Goldfarb als eine besondere Herausforderung während des Kaufs von Beteiligungen durch Boris Beresowski erkannt worden.[12] Der durch die Fürsprache von Beresowski eingesetzte Manager Nikolai Gluschkow berichtete, er hätte bei einem Personalbestand von 14.000 Mitarbeitern im Jahr 1996 den Geheimdiensten einfach für jene 3000 Mitarbeiter, welche ihm gar nicht operationell unterstanden, Rechnungen für deren Gehälter versendet.[13]
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ging auch der Zerfall der Aeroflot und seiner Flotte von über 5.000 Flugzeugen einher. Zahlreiche Gesellschaften wurden regional selbständig und bildeten hunderte Einzelgesellschaften.[14] Einzelne daraus hervor gegangene Gesellschaften konkurrieren heute mit der Aeroflot. Seit 1992 ist die Aeroflot eine offene Aktiengesellschaft und im RTS-Index gelistet, 1993 richtete sie sich neu aus und benannte sich in Aeroflot Russian International Airlines (ARIA) um.
Seit dem 14. April 2006 ist Aeroflot Mitglied der Luftfahrtallianz SkyTeam, der beispielsweise auch Air France angehört. Zu diesem Zeitpunkt war sie also die erste russische Airline in einer weltweiten Allianz.
Im Februar 2010 wurde bekannt, dass Aeroflot binnen zwei Jahren mit Rossija sowie weiteren fünf kleineren russischen Regionalfluggesellschaften unter der Marke Aeroflot fusionieren soll:[15] Vladivostok Avia, Kavminvodyavia, Orenair, Saravia und SAT Airlines.
Am 30. März 2014 musterte Aeroflot ihre letzten von ehemals sechs Iljuschin Il-96-300 aufgrund deren bereits länger bemängelten Unwirtschaftlichkeit aus.[16]
In den Jahren 2014 und 2015 flog die Aeroflot Verluste ein im Zusammenhang mit der Rubel-Abwertung und Wirtschaftskrise, im Jahr 2016 schrieb die Gesellschaft wieder Gewinn, unter anderem nach einer Passagierzunahme um 10 Prozent nach der Einstellung der Flüge von Transaero.[17]
Aeroflot bedient ein dichtes Netz an Verbindungen innerhalb Russlands und fliegt darüber hinaus zahlreiche europäische Metropolen wie beispielsweise London, Madrid, Paris, Rom und Wien an. Des Weiteren werden mehrere Langstreckenziele, darunter Bangkok, Hongkong, Los Angeles, Havanna und Tokio angeflogen.
In Deutschland werden Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, München, Stuttgart und Hannover angesteuert[18], während in Österreich neben Wien saisonal auch Salzburg und Innsbruck und in der Schweiz Zürich und Genf bedient werden.
Mit Stand Oktober 2017 besteht die Flotte der Aeroflot aus 256 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 6,0 Jahren:[19]
Flugzeugtyp | Anzahl | bestellt[20][21][22][23] | Anmerkungen | Sitzplätze[19][24][25] (Business/Economy Plus/Economy) |
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Airbus A319-100 | 36 | 1 inaktiv; 10 betrieben durch Aurora Airlines und 26 durch Rossija | 128 (8/-/120) 138 (-/-/138) | |
Airbus A320-200 | 74 | 36 mit Sharklets ausgestattet; 5 betrieben durch Rossija | 140 (20/-/120) 158 (8/-/150) | |
Airbus A321-200 | 37 | 1 inaktiv; 19 mit Sharklets ausgestattet | 170 (28/-/142) 183 (16/-/167) | |
Airbus A330-200 | 5 | 241 (34/-/207) | ||
Airbus A330-300 | 17 | 296 (28/-/268) 300 (36/-/264) 302 (34/-/268) | ||
Airbus A350-900 | 14 | offen | ||
Boeing 737-800 | 34 | alle mit Winglets; 3 betrieben durch Rossija | 158 (20/-/138) 164 (8/6/150) 168 (12/6-/150) | |
Boeing 777-200ER | 1 | betrieben durch Rossija | 364 (14/54/296) | |
Boeing 777-300 | 5 | 373 (18/27/328) | ||
Boeing 777-300ER | 16 | 402 (30/48/324) | ||
Boeing 787-8 | 18 | offen | ||
Boeing 787-9 | 4 | offen | ||
Irkut MS-21 | 50 | Zulauf zwischen 2020 und 2026 geplant[26] | 169 (16/-/153) | |
Suchoi Superjet 100 | 31 | 19 | 10 inaktiv | 87 (12/-/75) |
Gesamt | 256 | 105 |
Um hohe Importsteuern für im Ausland hergestellte Flugzeuge (die die deutliche Mehrheit der Flotte ausmachen) zu vermeiden, lässt Aeroflot ihre Airbus- und Boeing-Flugzeuge auf den Bermudas registrieren. Deren Luftfahrzeugkennzeichen beginnen daher mit den entsprechenden Staatszugehörigkeitszeichen VP-B oder VQ-B anstelle der mit RA- beginnenden für in Russland registrierte Flugzeuge.
Die Fluggesellschaft Aeroflot befindet sich mit knapp 51,2 % mehrheitlich im Besitz des russischen Staates (Rosimuschtschestwo). Weitere größere Teile der Aktien halten der russische Zentralverwahrer NRD (34,6 %), Aeroflot Finance (4,5 %), Aviakapital Service (1,75 %) und Rostec (1,5 %). Außerdem sind über 11.000 russische Privatanleger an der Aeroflot Gruppe beteiligt.[27] Gut 45 % der Aktien werden frei unter anderem an der Moskauer Börse gehandelt.[28] Das Grundkapital der Fluglinie beträgt gut 1,11 Mrd. Rubel.
Aeroflot hat zahlreiche Beteiligungen an russischen Fluggesellschaften und Firmen, die im Bereich der Luftfahrt tätig sind.[29][30] Neben den 100%igen Tochterfluggesellschaften Donavia, Orenair und Pobeda hält die Aeroflot Gruppe Mehrheitsanteile an Rossija (75 % minus eine Aktie) und Aurora (51 %). Andere Mehrheitsbeteiligungen bestehen am Anbieter von u. a. Bordverpflegung Aeromar (51 %, zusammen mit LSG Sky Chefs) und am Verwaltungsunternehmen Scherotel (100 %), welches das Flughafenhotel Novotel und Loungen in den Terminals D, E und F am Flughafen Scheremetjewo betreut. Die 100%ige Tochter A Technics bietet mit eigenen Hangars an den Flughäfen Moskau-Wnukowo und Orenburg Wartungsdienstleistungen für Flugzeuge an. Ebenso verfügt Aeroflot über 100 % der Anteile an der eigenen Aeroflot-Flugschule unweit des Flughafens Scheremetjetwo. Die Finanztochter Aeroflot Finance gehört der Gruppe zu 99,99 %. Diese hält ebenfalls Anteile an Aeroflot und verkaufte im September 2017 4,84 % an der Fluglinie.[31]
Die Unfall-Datenbank von AirDisaster.com listet seit 1953 insgesamt 127 Unfälle auf, in die Maschinen der Aeroflot verwickelt waren. Insgesamt kamen dabei 6.875 Menschen an Bord der Maschinen sowie 20 Menschen am Boden ums Leben. Bei der Einordnung dieser Zahlen ist jedoch zu berücksichtigen, dass zu Zeiten der Sowjetunion die russische Luftfahrt eine völlig andere Struktur hatte als im Westen üblich. Die Aeroflot umfasste die komplette zivile Luftfahrt sowie einen Teil der militärischen Flugzeuge, zeitweise trugen etwa 10.000 Flugzeuge des zivilen Fluggeräts den Namen Aeroflot. Viele Piloten waren Offiziere der Reserve, und insgesamt war diese Fluggesellschaft sehr eng mit den russischen Luftstreitkräften verwoben.[32] Beispiele:
Seit den frühen 1990er Jahren verbesserte sich die bis dahin sehr negative Sicherheitsbilanz der Aeroflot, da aufgrund der regionalen und strukturellen (Agrarflüge etc.) Aufteilung ihre Flotte ab 1992 um ca. 98 % verkleinert wurde. Aber auch seit 1990 kam es zu etlichen Totalverlusten bei Aeroflot und ihren verschiedenen Civil Aviation Directorates bis zu deren Auflösung oder Verselbständigung. Beispiele:
Durch eine Gesetzesänderung können seit Juli 2014 auch ausländische Piloten für die Aeroflot fliegen. Am 24. September 2014 flog der Deutsche Klaus Rohlf als Pilot eines Airbus A320 von Moskau nach Prag und ist damit der erste ausländische Pilot der Aeroflot.[37]
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