Wie weit sind Sie in Ihrem Leben schon geflogen?

Im Flug auf Deutschlands Sonneninsel Usedom


Von Lars Müller

Terminal Usedom
Terminal Usedom - Code: HDF

Ankunft in Usedom der OLT Ostfriesische Lufttransport
Ankunft in Usedom der OLT Ostfriesische Lufttransport

Air Berlin fliegt mit Dash 8-400 nach Heringsdorf
Air Berlin fliegt mit Dash 8-400 nach Heringsdorf

Kutter am Strand sind ein typisches Bild an den Sandstränden von Usedom
Kutter am Strand sind ein typisches Bild an den Sandstränden von Usedom

Die deutsch-polnische Grenze ist heute keine Hindernis mehr auf der Ostseeinsel
Die deutsch-polnische Grenze ist heute keine Hindernis mehr auf der Ostseeinsel

Von den Seebrücken starten Ausflugsschiffe zwischen den Strandbädern und nach Polen und zur Insel Rügen
Von den Seebrücken starten Ausflugsschiffe zwischen den Strandbädern und nach Polen und zur Insel Rügen

Der Strand von Bansin, einem der Kaiserbäder, ist seit dem 19. Jahrhundert schon begehrtes Reiseziel
Der Strand von Bansin, einem der Kaiserbäder, ist seit dem 19. Jahrhundert schon begehrtes Reiseziel

In Peenemünde wird die Geschichte der Raketentechnik beleuchtet
In Peenemünde wird die Geschichte der Raketentechnik beleuchtet

Ab Mai ist es wieder soweit: Dann taucht einmal in der Woche auf den Abflugtafeln von neun internationalen Flughäfen in Deutschland und der Schweiz wieder ein Ziel auf, das nicht so recht zwischen London und New York zu passen scheint - Heringsdorf/Usedom.

Selbst manche Vielflieger kommen ins Grübeln und müssen auf ihrem Smartphone erst einmal suchen, wo denn dieses Heringsdorf überhaupt liegt. Während das Ziel auf der Insel Usedom den meisten Ostdeutschen noch aus Zeiten des organisierten FDGB-Urlaubs mit begrenzten Ferienheimplätzen bestens bekannt ist, gilt es im Westen noch immer eher als Geheimtipp. Seit 1992 werden wieder regelmäßig Linienflüge auf die deutsch-polnische Ostseeinsel angeboten. Seit 2008 wurden die Verbindungen massiv ausgebaut. Im Jahr 2010 nutzten nach Angaben des Flughafens mit dem Dreiletter-Code HDF gut 14.800 Urlauber die Linienflüge, das entsprach binnen Jahresfrist einer Steigerung um 5.000 Passagiere. Sechs Hoteliers des Arbeitskreises Flughafen sowie die Kaiserbäder Tourismus Service-Gesellschaft lassen sich den Erfolg allerdings auch etwas kosten. Sie übernahmen vergangenes Jahr rund 900.000 Euro sogenannte Auslastungsgarantien. Damit wird den Fluggesellschaften zugesichert, dass eine bestimmte Anzahl von Sitzplätzen verkauft wird und die Verbindungen damit wirtschaftlich betrieben werden können. Die teilnehmenden Hoteliers beziehen einen Teil der Tickets und vermarkten diese selbst, unter anderem im Rahmen von Pauschalangeboten.

Die Flüge an die Ostsee kommen insbesondere bei der "Generation 50plus" gut an. Wie die Usedom Tourismus-Gesellschaft mitteilte, beträgt das Durchschnittsalter der deutschen Flugpassagiere 62,4 Jahre, die Schweizer sind im Schnitt zehn Jahre jünger. Die Hälfte der Fluggäste bucht komplette Arrangements, die andere Hälfte stellt sich Flug und Unterkunft individuell zusammen. Bis 1979 gehörte Heringsdorf übrigens schon einmal als Saisonziel zum Inlandsflugnetz der Interflug, das dann allerdings aus wirtschaftlichen Gründen komplett aufgegeben wurde. Danach war es jahrelang ruhig um den Regionalflughafen Heringsdorf nahe der Ortschaft Garz an der Grenze zu Polen.

In diesem Jahr fliegen die Air Berlin und die OLT Ostfriesische Lufttransport GmbH von Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart, München, Bern und Zürich nach Heringsdorf. Die Flüge mit Turboprop-Maschinen werden in der Regel einmal wöchentlich, überwiegend samstags oder an Sonntagen zum traditionellen Bettenwechsel, angeboten. Air Berlin setzt dazu von Luftverkehrsgesellschaft Walter betriebene Dash 8-400 ein, die OLT überwiegend Saab 2000. Air Berlin bietet auf ihren Flügen beispielsweise einen gehobenen Bordservice, der sich mit Sekt aus der Sylter Kultstrandkneipe Sansibar und liebevoll hergerichteten Tramezzino von dem eines üblichen Inlandsflugs unterscheidet. Dafür liegen auch die Einstiegspreise bei gut 150 Euro für die einfache Strecke in diesem Jahr deutlich höher als beispielsweise auf den Flügen nach Westerland, 2010 waren die Usedom-Tickets noch ab knapp 100 Euro buchbar. Die höchste prozentuale Auslastung hatten vergangenes Jahr die Köln-Verbindungen, geflogen mit 50-sitzigen Saab 2000. Die höchste Passagierzahl absolut hatte Stuttgart, was mit 72-sitzen Dash 8 bedient wurde. Düsseldorf sei hingegen noch ausbaufähig, hieß es vom Flughafen Heringsdorf.

An Bord eines Fluges von Düsseldorf nach Heringsdorf im September 2010 waren in der Mehrzahl augenscheinlich gut betuchte Gäste, die sich den Flug in die Spätsommerfrische durchaus etwas kosten ließen. Urlaub auf Usedom ist generell nicht als Schnäppchen zu haben. Während die Preise in den Gaststätten mit den herrlich frischen Fischgerichten meist auf einem moderaten Niveau liegen, kassieren vor allem die Hoteliers und Pensionsbetreiber in der Hauptsaison teils saftige Aufschläge. Campingplätze oder Ferienwohnungen können bei längeren Aufenthalten die Urlaubskasse schonen. Leider entspricht der Service noch nicht überall auf der noblen Ostseeinsel dem hohen Anspruch, den sich die Destination selbst steckt.

Unvergleichliches Merkmal der Insel ist die beeindruckende Bäderarchitektur entlang der Strandpromenade der drei Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck. Viele der alten Villen beherbergen heute Hotels oder Pensionen. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Sonneninsel schon Urlaubsziel und war wegen der Nähe zu Berlin auch beim deutschen Kaiserhof beliebt. Die Insel im äußersten Nordosten Deutschlands gilt zwar als sonnenreichster Fleck im Land, hält aber auch für Regentage zahlreiche Museen und Kultureinrichtungen bereit. Wellness-Urlauber finden das ganze Jahr über die unterschiedlichsten Angebote zum Entspannen und Abschalten vom hektischen Alltag. Zweifelsohne sind allerdings die 42 zusammenhängenden Kilometer feinster Sandstrand der Höhepunkt auf Usedom. Herrscht kein Badewetter bieten sich diese Strände zu endlosen Spaziergängen an frischer Seeluft an. Von fünf ostseetypischen Seebrücken legen im Sommer die Ausflugsschiffe ab, die Touren bis zur Insel Rügen oder ins benachbarte Polen ermöglichen. Wird der Trubel in den Badeorten einmal zu viel, findet der Urlauber schnell Ruhe im nahen Hinterland und am Achterwasser. 150 Kilometer Radwege und 400 Kilometer Wanderwege laden zum Aktivurlaub ein. Naturliebhaber können Seeadler am Himmel beobachten. Nirgendwo in Deutschland ist die Population dieser geschützten Raubvögel höher als im Naturpark Usedom, der die gesamte Insel umfasst.

Wer weniger gut zu Fuß ist und trotzdem auf ein eigenes Auto verzichten möchte, bleibt mit Bussen und Triebwagen der Usedomer Bäderbahn - einer Regionaltochter der Deutschen Bahn AG - auf der Insel mobil. In der Hauptsaison sind die Züge im Halbstunden-Takt unterwegs, seit 2008 auch bis ins polnische Swinoujscie (Swinemünde). Von 1945 bis 2000 war die Eisenbahn auf Usedom vom restlichen deutschen Schienennetz getrennt. Kurz vor Kriegsende 1945 wurde eine Hubbrücke bei Karnin zerstört, fortan mussten Waggons und Loks bei notwendigem Tausch über eine Fähre in Wolgast transportiert werden. Vor zehn Jahren ging dann in Wolgast eine neue kombinierte Straßen-Eisenbahn-Klappbrücke in Betrieb. Mit der Usedomer Bäderbahn ist von Zinnowitz aus auf einer Stichstrecke auch Peenemünde zu erreichen. Bekannt ist der Ort im beschaulichen Norden der Insel für die frühere Heeresversuchsanstalt, wo unter Wernher von Braun letztendlich der Grundstein für das spätere US-amerikanische Raumfahrtprogramm gelegt wurde. Zwischen 1937 und 1945 ging es freilich ausschließlich darum, mit der "Wunderwaffe V2" Städte in England, Frankreich und Belgien zu zerstören. Erhalten ist bis heute das frühere Kraftwerk der Forschungs- und Produktionsstätte. Dort versucht ein Historisch-Technisches Informationszentrum den Spagat zwischen der Raketentechnologie für menschenverachtende Massenvernichtungswaffen und dem seinerzeit modernsten Technologiezentrum der Welt anhand historischer Dokumente nachzuvollziehen. Hunderttausende geschichts- und technikinteressierte Gäste besuchen heute das einstige Sperrgebiet. Vom Sonderlandeplatz Peenemünde, der bis zur Wende von der Nationalen Volksarmee genutzt wurde, starten inzwischen Kleinflugzeuge zu Inselrundflügen über das Urlaubsparadies im äußersten Nordosten der Bundesrepublik. Seit 2010 ist ab Peenemünde auch der Mitflug in einem Ausbildungsjet L-39 "Albatros" möglich, 20 Minuten sind bei der Eventfirma "Migflug" für 2.400 Euro zu buchen.

Lars Müller, Stand: Februar/2011

Usedom ist ein Paradies für Muschelsammler. Wer Glück hat, kann auch ein Stückchen Bernstein entdecken.
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