Von Lars Müller
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Sie sind bei Flughafenfesten kaum wegzudenken: Rundflüge über die Region. Anlässlich des 75. Jubiläums des Flughafens Dresden International am 19. September 2010 hat die Air Berlin gleich zwei Rundflüge über Sachsen angeboten. Beide Touren waren mit jeweils 144 Gästen vollständig ausgebucht. Die Passagiere konnten während 45 Minuten einen Flug genießen, der in einer Boeing 737 so normalerweise nicht zu erleben ist: In nur 1.200 bis 1.500 Meter Höhe über Grund kreiste die D-ABAB, eine neun Jahre alte Boeing 737-700, über das hügelige Erzgebirgsvorland bis nach Ostthüringen. Die zweitgrößte deutsche Airline hatte die Maschine extra für die beiden Rundflüge am Sonntagvormittag nach Dresden geholt.
Kapitän Tobias Barth von der Dresdner AB-Station - gemeinsam im Cockpit mit First Officer Filip Suciu - informierte die Rundfluggäste bereits vor dem Abheben über die geplante Route. Gleich nach dem Start von der Piste 22 steuerte Kapitän Barth die Boeing in einer scharfen Rechtskurve in Richtung des barocken Jagd- und Lustschlosses Moritzburg. Weiter führte der Flug über das weite Elbtal bei Radebeul mit seinen steilen Terrassenweinbergen, bevor die Boeing um die Meißner Albrechtsburg in eine Linkskurve drehte und in Richtung Döbeln flog. Einzelne Wolkenfetzen zogen an den Fenstern vorbei. Unter dem leuchtend rot-weißen Air-Berlin-Jet kreisten Kleinflugzeuge, viele Privatpiloten nutzten den sonnigen Spätsommertag für Rundflüge.
Nach rund 20 Minuten erreichte die Maschine den Regionalflughafen Altenburg-Nobitz, der als Startplatz der irischen Ryanair unter dem Namen "Leipzig-Altenburg-Airport" firmiert. Von hier aus steuerte Kapitän Barth die Maschine parallel zum Erzgebirgskamm über Chemnitz mit seinem markanten Kraftwerksschornstein wieder zurück in die Landeshauptstadt Dresden. Über der Altstadt von Elbflorenz zog die Boeing einen großen Kreis. Am Flughafen Dresden dann stand noch der Höhepunkt des Rundfluges an: Kapitän Barth bot seinen Passagieren und den Festbesuchern am Boden einen Tiefanflug mit Durchstarten. Gleich hinter dem neuen Terminal ging die Boeing in eine scharfe Linkskurve, flog vor der Landung noch einmal am Flughafen Dresden vorbei. Zum Abschied gab es für die Passagiere das obligatorische Schokoladenherz, wie nach jedem Inlandsflug. Diese kleine Aufmerksamkeit hat Air Berlin mit Übernahme der dba beibehalten. Am Nachmittag dann startete die D-ABAB mit der Dresdner Staatskapelle an Bord zu einem Charterflug nach Köln/Bonn.
Am 11. Juli 1935 startete erstmals ein ziviles Flugzeug in Klotzsche. Zuvor gab es in Dresden kleinere Flugplätze in Kaditz und auf dem Heller. Der Klotzscher Flughafen wurde von Anfang an auch militärisch genutzt, im Zweiten Weltkrieg sogar ausschließlich. Nach dem Krieg siedelte sich Luftfahrtindustrie in Flughafennähe an, Klotzsche war zunächst ein Werksflughafen. Am 16. Juni 1957 landete das erste Linienflugzeug im DDR-Inlandsverkehr. Allerdings hatte die Luftfahrtindustrie alle Gebäude am Flughafen in eigene Nutzung genommen, so dass die Passagierabfertigung in der Innenstadt erfolgen musste. Am 22. Mai 1959 landete zum ersten Mal nach der Wiederaufnahme des Luftverkehrs ein internationales Verkehrsflugzeug in Dresden: Eine Chartermaschine der ungarischen Malev holte Touristen nach Budapest ab. Ab 1963 nutzen eine Transportfliegereinheit Luftstreitkräfte der NVA und Zivilmaschinen den Flughafen wieder gemeinsam. Kurz vor der Wende wurde der Flughafen für eine Rekonstruktion monatelang geschlossen. Ab Ende 1989 erlebte Dresden einen wahren Aufschwung. Seit dem ersten zivilen Linienflug im Jahr 1935 bis Ende August dieses Jahres nutzten gut 36,1 Millionen Fluggäste den Airport. Knapp 31,6 Millionen davon landeten oder starteten seit 1990 in Dresden.
Lars Müller, Stand: September/2010
Nach dem Durchstarten ging es in einer Abschiedsrunde über den Dresdner Flughafen. |