Milano de luxe - Air Dolomiti rückt Semperoper und Scala näher zusammen

Begrüßungsdusche zu Ehren des Erstfluges der Air Dolomiti am Flughafen Dresden

Von Lars Müller
Wer Mailand zuallererst für eine wenig attraktive Industriemetropole im Norden Italiens hält, wird schnell eines besseren belehrt. Sicher, es gibt schönere Altstädte in der Lombardei oder der Toskana, doch das geschäftige und geschäftstüchtige Mailand hat seinen ganz eigenen Charme.

Dem Mailänder Dom können Besucher auch aufs Dach steigen

Dabei geht es in Mailand in Vergleich zu südlicheren Regionen auf dem Stiefel auffällig geordnet zu. Und doch bleibt mediterrane Lebensart nicht auf der Strecke. Seit Ende März 2010 wagt sich die italienische Regionalfluggesellschaft Air Dolomiti erstmals deutlich nördlich des Mains bis an die Elbe vor und verbindet täglich außer samstags Dresden International mit dem Flughafen Milano Malpensa. Damit rücken nicht nur zwei europäische Wirtschaftsregionen näher zusammen, sondern vor allem auch zwei Städte mit kultureller Tradition: Die Mailänder Scala und die Dresdner Semperoper genießen bei Musikfreunden schließlich Weltruf. In beiden Städten locken Museen und auch Shoppingmeilen zum Bummeln. Wer es jedoch auf die sündhaft teuren Designer-Fummel in Mailands legendärer Galleria Vittorio Emanuele gleich am Dom abgesehen hat, sollte besser eine Kreditkarte mehr einstecken.

Wer in der Galleria Vittorio Emanuele einkaufen will, braucht das nötige Kleingeld

Die Preise der meisten Läden direkt im Zentrum rangieren auf dem Preisniveau Meissener Porzellans. Der Dom, das Museum in der Scala oder die Ausstellungen im Castello Sforzesco sind die touristischen Klassiker, doch es lohnt sich auch ein Bummel abseits der Innenstadt. Empfehlenswert sind die Läden, Galerien und Restaurants am Navigli, den Resten des einstigen Kanalsystems. Öffentliche Verkehrsmittel, wie Busse, Trambahnen und die Metro, machen die Ortswechsel innerhalb Mailands leicht. Viel schwieriger ist schon die Besichtung von Mailands wohl berühmtesten Wandgemäldes, des "Abendmahls" von Leonardo da Vinci, der in Milano nur "Leonardo" genannt wird. Alle 15 Minuten dürfen aus konservatorischen Gründen maximal 25 Besucher in das Refektorium des Dominikanerklosters von Santa Maria delle Grazie. Die verfügbaren Tickets sind allerdings über Monate voraus vergriffen, ähnlich wie die Opernkarten für die Scala.

Hinter den Mauern des Dominikanerklosters von Santa Maria delle Grazie ist Leonardos "Abendmahl" zu bewundern - vorausgesetzt, man sichert sich rechtzeitig Eintrittskarten.

Wer nach Italien reist, ist freilich auch auf der Suche nach kulinarischen Genüssen. Doch statt klassischer Pasta ist in Sichtweite der Alpenkette vor allem der berühmte Risotto Milanese zu empfehlen. Die weiten Reisfelder, auf denen der Arborio für die Köstlichkeit der Mailänder Küchen angebaut wird, sind schon im Anflug auf Malpensa im Glanz des spiegelnden Sonnenlichtes auszumachen. Gekrönt wird eine üppige Mahlzeit mit dem obligatorischen Espresso und einem edlen Grappa.

Abseits des Trubels gibt es in Mailand viel zu entdecken

Auf die italienische Lebensart will Air Dolomiti ihre Gäste schon an Bord einstimmen. Obwohl die Airline eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Lufthansa ist, wird auf allen eigenen Flügen und auf Lufthansa-Zubringern nach Norditalien weiterhin ein eigenständiges Servicekonzept mit "Wellness-Philosophie" umgesetzt. So gibt es in der Business Class beispielsweise am Nachmittag einen opulenten Obstsalat, auf Mittagsverbindungen eine Schinkenauswahl mit Käse, Gemüsevariationen und erlesenem Olivenöl. In der Economy fallen die Mahlzeiten natürlich bescheidener aus, jedoch wird derselbe Getränkeservice geboten. Das Catering an Bord ist kostenfrei. Der Flug in einer ATR 42-500 mit 46 Plätzen dauert zwischen Dresden und Mailand knapp zwei Stunden, viel länger wäre die Reise in einer Turboprop-Maschine allerdings auch nicht mehr komfortabel.

Am Domplatz hat sich die Lufthansa ein Baugerüst für ihre Werbebotschaft gesichert

Mit der Auslastung in den ersten Wochen sind Airline und Flughafen Dresden noch nicht zufrieden, weshalb in Sachsen und in der Lombardei verschiedene Marketingaktionen für die neue Verbindung laufen. Nachteilig für eilige Geschäftskunden ist der Zielflughafen Malpensa, der rund 50 Kilometer vom Mailänder Stadtzentrum entfernt liegt. Für den stadtnahen und von Alitalia dominierten Flughafen Linate hat Air Dolomiti nach eigenen Angaben keine Slots. Anschlüsse zum Netz der Lufthansa Italia werden ab Dresden derzeit nicht vermarktet. Mailand gehört auch nicht zum klassischen Revier der in Verona angesiedelten Regionalgesellschaft: Es gibt ab Malpensa nur einzelne schnelle Zubringerflüge mit neuen Embraer-Jets 195 zum Lufthansa-Drehkreuz München, diese Strecke teilte sich Air Dolomiti mit der Muttergesellschaft. Die Dresden-Maschine fliegt täglich noch einen inneritalienischen Umlauf nach Perugia, eine weitere Verbindung dieser Maschine nach Salerno wurde vor einigen Wochen eingestellt. Ein Tausch des Flugszeugs ist nur im Ferry möglich, so dass üblicherweise über mehrere Tage am Stück dieselbe ATR nach Dresden kommt. Air Dolomiti verfügt noch über sechs ATR 42, die Firmenphilosophie im Lufthansa-Konzern sieht aus wirtschaftlichen Gründen jedoch eine Ausflottung der 50-Sitzer vor. Inwieweit davon auch die Maschinen der Air Dolomiti betroffen sein werden, will die Airline derzeit nicht sagen. Größeres Fluggerät wäre allerdings bei der aktuellen Auslastung für die Verbindung nach Dresden - noch? - nicht nötig.

Herzliches Willkommen der Crew in Dresden (DRS)

Tipp für die besondere Übernachtung: Hotel Maison Moschino in einer früheren neoklassizistischen Bahnstation an der Viale Monte Grappe etwas abseits des Zentrums. Die Zimmer in dem erst 2010 eröffneten Haus sind nach verschiedenen Themen gestaltet. So kann es sein, dass eine riesige Fliege über dem Bett hängt, ein wallendes Kleid die Wand ziert, ein grimmiger Stoffhund der Zimmergenosse ist oder Törtchen-Kissen als Dekoration dienen. Nicht alles ist praktisch durchdacht, dafür sind zahlreiche Details witzig und wohl auch einzigartig. Das Frühstück wird - ganz im Kontrast zur teilweise kitschigen Hotelausstattung - in nüchternen weißen Plastekisten serviert.

Lars Müller
Die Reportage entstand mit Unterstützung des Flughafens Dresden und der Air Dolomiti. Stand: Mai 2010

Aktuell: Air Dolomiti stellt die Linie im September 2010 aus wirtschaftlichen Gründen wieder ein.