Wie weit sind Sie in Ihrem Leben schon geflogen?

Mit der Air Berlin einmal über Sachsen - Ein Rundflug ab Leipzig/Halle


Air Berlin Boeing 737-800 D-ABBE
Air Berlin Boeing 737-800 D-ABBE

Von Lars Müller
Schkeuditz. Schon vorm Boarding herrscht spürbare Aufregung am Flughafen Leipzig/Halle. Der Rundflug AB 3804 zum Flughafenfest 2009 ist aufgerufen. Neben echten Luftfahrtfans gehen auch viele Passagiere an Bord, die zum ersten Mal in ihrem Leben fliegen werden, ist den Gesprächen zu entnehmen. Die Boeing 737-800 mit 186 Plätzen ist komplett ausgebucht.

Die Maschine mit der Kennung D-ABBE hat Air Berlin im Jahr 2002 werksneu übernommen. Eine Stunde zuvor ist die Maschine aus Teneriffa-Süd in Leipzig/Halle gelandet, nach dem Rundflug wird der Jet am Abend zu einem Nachtumlauf nach Hurghada starten. Die Zeit drängt. "Wir müssen pünktlich wieder zurück sein", sagt Kapitän Klaus-Dieter Brauer (55), der aus der Nähe von Leipzig stammt. First Officer auf dem Flug ist Christopher Steinfeld (25) aus Nordhessen. Beide sind genauso wie die Kabinen-Crew in Leipzig/Halle stationiert. Dort beschäftigt die Airline mehr als 100 Mitarbeiter. Brauer lehnt sich noch einmal aus dem Fenster, der Schlepper ist bereit. Der Tower aber hat kurzfristig die geplante Startbahn geändert. Von der Südbahn soll AB 3804 abheben. Diese Bahn wird sonst überwiegend von Frachtern des DHL-Drehkreuzes genutzt. Der "Bravo-Echo" spart die Entscheidung unnötigen Rollweg und außerdem sehen die Besucher des Flughafenfestes so die startende Maschine besser. Allerdings muss die geplante Flugstrecke wegen der gewechselten Piste neu berechnet werden.

Flugkapitän Klaus Dieter Brauer
Flugkapitän Klaus Dieter Brauer & Copilot Christopher Steinfeld

Während Kapitän Brauer und Copilot Steinfeld die Check-Liste durchgehen und die Triebwerke anlassen, wird die Boeing vom Gate gepusht. Pünktlich rollt die Maschine zum Start. Der Leipziger Towerlotse möchte noch eine Reisegruppe an Bord des Rundflugs grüßen lassen, kein Problem. Nach einigen Minuten erreicht die Boeing die Startbahn. Die Cockpit Crew beschleunigt die Maschine auf knapp 300 Stundenkilometer, mit 65 Tonnen Abfluggewicht - maximal wären 79 Tonnen möglich - zieht die Boeing steil nach oben.

Nach einer Linkskurve geht es an Leipzig vorbei, Passagiere können neben der Messestadt das Neuseenland - eine Freizeitregion gefluteter Tagebaue - bei klarer Sicht sehen. Der Autopilot hat die Maschine übernommen und die Cockpit-Crew etwas Zeit für Gespräche. Brauer hat inzwischen weit mehr als 20 000 Flugstunden absolviert. Zur Fliegerei kam er über die Gesellschaft für Sport und Technik, der klassische Weg in der DDR. Im Jahr 1972 fing er bei der Nationalen Volksarmee an, wechselte später zur Flugbereitschaft der DDR in Marxwalde (heute wieder Neuhardenberg) und nach der Wiedervereinigung zur Flugbereitschaft nach Köln/Bonn. Über die Germania schließlich "landete" Brauer im Cockpit bei der Air Berlin. Der Erste Offizier Steinfeld hat mit 14 Jahren die Segelfliegerei begonnen, über Motorsegler und Kleinflugzeuge folgte der konsequente Weg zum Verkehrsflugzeugführer, anfänglich ebenfalls bei der Germania. "Es war mein Kindheitstraum", sagt Steinfeld, der inzwischen 3000 Flugstunden absolviert hat. Beide Piloten verweisen auf die abwechslungsreichen Dienstpläne bei Air Berlin, die von längeren Flügen auf die Kanaren oder nach Ägypten bis hin zu kurzen innerdeutschen Strecken reichen.

Flughafen Dresden
Beim Abdrehen ist der Flughafen Dresden zu erkennen

Rechts ist jetzt der Flughafen Altenburg-Nobitz zu sehen. Wenig später tauchen links Meißen mit dem markanten Burgberg, die sächsische Weinbauregion bei Radebeul und schließlich die Landeshauptstadt Dresden auf. Brauer informiert die Fluggäste über die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Etwa in Höhe des Dresdner Flughafens dreht die Maschine ab, über den Großenhainer Flugplatz und an Riesa vorbei, wird wieder Kurs Leipzig erreicht. Die Boeing fliegt in etwa 5 000 Metern Höhe. "Tiefer können wir wegen der zahlreichen Kleinflugzeuge nicht gehen", erklärt Kapitän Brauer. Flugplatzfeste in Bautzen und Leipzig/Halle sorgen für zusätzlichen Verkehr. Außerdem hat die offenbar gute Thermik in der brodelnden Atmosphäre viele Segelflieger zum Start animiert. Die Geschwindigkeit der 737-800 während des Rundflugs liegt bei 500 Stundenkilometern, langsamer als im üblichen Reiseverkehr. "So können die Passagiere mehr sehen", sagt Brauer. Die Überwachung des Flugs erfolgt die ganze Zeit vom Radar München aus, erklärt er. Für die Landung in Leipzig/Halle hat der Kapitän die Nordbahn vorgesehen, damit die links sitzenden Gäste noch einmal das Leipziger Zentrum sehen können. Kapitän Brauer hat ein tiefer fliegendes Kleinflugzeug im Blick, das vom Kollisionswarnsystem zwar erfasst ist, aber keinerlei Gefahr für die Boeing darstellt. Im

Nach einer halben Stunde hat die 737 wieder Kurs auf Leipzig genommen.
Nach einer halben Stunde hat die 737 wieder Kurs
auf Leipzig genommen.
Landeanflug muss der Jet mitten durch mächtige Quellwolken, die sich in der schwülen Luft auftürmen. Der bisher ruhige Rundflug wird für wenige Minuten etwas ruppiger. Dann taucht aber unten den Wolken die Landebahn von Leipzig/Halle auf, die Maschine liegt wieder ruhig in der Luft. Kapitän Brauer schaltet den Autopiloten ab und landet die Boeing von Hand. "Schließlich haben wir ein Handwerk gelernt, das wir auch ausüben wollen", kommentiert Co-Pilot Steinfeld mit einem Schmunzeln. Mit 240 Stundenkilometern und einem Gewicht von 63 Tonnen setzt die 737-800 in Leipzig/Halle auf. Nach genau 45 Minuten ist der Rundflug - für die meisten Gäste zu schnell - schon vorbei. Über die Autobahn-Brücke rollt die Maschine von der Nordbahn zum Terminal.

Vor der Ladnung in Leipzig
Vor der Landung in Leipzig

Beim Aussteigen nutzen viele Passagiere die Möglichkeit zum Blick ins Cockpit, Erinnerungsfotos werden geschossen. Nur Nicole Krüger (36), Senior der Kabinen-Crew, drängt mit Blick auf den geplanten Abflug der D-ABBE nach Hurghada zur Eile, damit die nächste Crew die Maschine übernehmen und vorbereiten kann. Die Mannschaft hatte an dem Samstag nur den Rundflug zu absolvieren. Als Gäste an Bord waren nicht nur Luftfahrtfans und Ausflügler, sondern auch echte Profis der Fliegerei. So hat sich Patrick Walther aus Leipzig den Rundflug in der Kabine gegönnt, obwohl der 24-Jährige schon einen Verkehrspilotenlizenz in der Tasche hat. Allerdings zwingt ihn die Wirtschaftskrise derzeit zur Arbeit am Check-In in Leipzig/Halle. Sein ebenfalls luftfahrtbegeisterter Bekannter Sascha Peuker hegt noch den Traum von einer Pilotenkarriere, derzeit arbeitet er als Ramp Agent in Leipzig/Halle. Ihr Fazit: Die 29 Euro pro Person haben sich auch für Flugprofis durchaus gelohnt.

Lars Müller
Die Reportage entstand mit Unterstützung von Air Berlin. Stand: August/2009

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