Wie weit sind Sie in Ihrem Leben schon geflogen?

Basilius-Kathedrale - das Sinnbild für Moskau und Russland.
Basilius-Kathedrale - Sinnbild für Moskau & Russland

Moskau - Zwiebeltürme, Zuckerbäckerstil und viel westliche Metropole


Von Lars Müller
Eines vorweg: Wer das echte Russland sucht, muss wahrscheinlich weiter reisen als nach Moskau. Trotzdem ist die Hauptstadt des Riesen­reichs zwischen Ostsee und Pazifik einen Besuch wert. Kreml, Basilius-Kathedrale oder der Rote Platz ziehen wohl jeden Besucher in ihren Bann.

Dusche zum Erstflug
Erstflug Dresden-Moskau
Erstflug Dresden-Moskau mit Aeroflot

Die Reise beginnt stilecht mit Aeroflot in Dresden. In den fünf Business Class - Reihen des Airbus A 319 bedienen ein Flugbegleiter und eine Flugbegleiterin gemeinsam die maximal 20 Reisenden. Zur Auswahl stehen laut Menükarte drei Hauptspeisen - eigentlich. Tatsächlich sind zwei Essen aus. Wieso die Kabinencrew, die dem Alter nach ihre Karriere noch bei der einstmals größten Fluggesellschaft der Welt begonnen haben dürfte, trotzdem mit Stift und Block die Bestellung des einzigen Wahlessens aufnimmt, bleibt rätselhaft. Reibungslos funktioniert das ungefragte Nach­schenken des Wodkas, das wird sich in Moskau in den nächsten Tagen auch nicht ändern.

Sowjetstern trifft Mercedesstern
Sowjetstern trifft Mercedesstern

Der Moloch mit mehr als zehn Millionen offiziell registrierten Einwohnern aus geschätzt 100 Nationalitäten zeigt sich in der Innenstadt modern mit grellbunter Werbung und zugleich traditionell mit all den bestens gepflegten historischen Ge­bäuden. Reisende glauben auf den ersten Blick, in einer westlichen Metropole gelandet zu sein. Die allgegenwärtigen Uniformierten vermitteln ein Gefühl von Sicherheit. Doch auch Widersprüche fallen sofort auf: Roter Sowjet- und Mercedes­stern haben hier nebeneinander Platz. Im Herzen Moskaus scheint es ums ganz große Business zu gehen. Für die wahre Seele des russischen Volks aber ist hier kein Platz mehr, für Touristenherbergen auch nicht. Dafür haben inter­nationale Hotelketten sündhaft teure Fünf-Sterne-Dependancen in Kreml-Nähe eröffnet. Doppelzimmer kosten pro Nacht gut und gerne umge­rechnet 600 bis 900 Euro - ohne Frühstück und schon mal mit Blick auf die Tiefgaragenausfahrt. Wer die Aussicht über den aufwendig angestrahlten Kreml genießen will, muss tiefer in den Geldbeutel greifen oder die Hotelbar auf dem Dach besuchen. Viele Hotelgäste in feinstem Zwirn haben eigene Leibwächter dabei. Mit welchen Geschäften werden die ihr Vermögen machen? Egal, die Sehenswürdigkeiten - russisch Dostoprimetschatelnosti - warten.

Blick auf Kreml und Roten-Platz
Blick auf Kreml und Roten Platz von der O2-Bar im Ritz Carlton

Die Gästeführerin heißt Tatjana, war schon mal in Dresden (vermutlich noch in der DDR), spricht perfekt Deutsch und hat einen leichten Kommando-Ton in der Stimme. Sie will Tanja genannt werden und kommt mit einem straffen Besichtigungs­programm kurz nach dem Frühstück in die Hotellobby. Ihr Lieblingssatz: "Wir

Roter Platz mit Lenin Mausoleum
Roter Platz mit Lenin-Mausoleum, Basilius-Kathedrale und Kreml
müssen uns beeilen, wir haben keine Zeit!". Zuerst geht es ab in den Kreml, dem Zentrum der politischen Macht Russlands. Metalldetektoren stehen an den Zugängen. Wer innerhalb der Kremlmauern die Straßen betritt, wird von der Miliz zurückgepfiffen. Viele Zaren haben sich hier eigene Kirchen erbauen lassen, die mit prunkvollen Ikonen bis hinauf zur Decke ausgestattet sind. Tatjana rasselt Fakten und Jahreszahlen herunter, dass es einem fast schwindelig werden könnte. Es folgt eine verdiente Verschnaufpause auf einem Moskwa-Schiff: Und hier wird auch der alte Sozialismus noch mal lebendig, Service eher klein geschrieben. Umso mächtiger erhebt sich die Christ-Erlöser-Kathedrale, das zentrale Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche, am Flussufer. Von Stalin 1931 abgerissen, erstrahlt die Kirche mit ihren goldenen Kuppeln seit 2000 wieder in neuem altem Glanz. Über die Stadt verteilt sind auch die so genannten Sieben Schwestern auszumachen - die markanten Hochhäuser im
Buran - Schneesturm hieß die sowjetische Raumfähre
Buran - Schneesturm hieß die sowjetische Raumfähre
Zuckerbäckerstil oder sozialistischen Klassizismus. Das bekannteste Gebäude dürfte davon die Lomonossow-Universität sein. Am Ufer der Moskwa steht ein Testmodell aus dem Raufahrtprogramm "Buran", die sowjetische Antwort auf die amerikanischen Spaceshuttles. Nur ein einziges Mal war eine sozialistische Raumfähre - unbemannt - im All. Geblieben ist die für den Transport des wieder verwendbaren Raumfahrzeuges entwickelte Antonow AN-225. Für das größte Frachtflugzeug der Welt mit sechs Triebwerken, von
Im Kaufhaus GUM dominieren westliche Marken
Im Kaufhaus GUM dominieren westliche Marken
dem nur ein einziges Exemplar fliegt, rollt inzwischen auch vom ehemaligen Klassenfeind der Rubel. Apropos Geld: Das weltberühmte Kaufhaus "GUM" am Roten Platz beherbergt heute nur noch kleine Läden aller denkbaren westlichen Marken, russische Waren allerdings sucht man hier vergeblich. Gegenüber dem Konsumtempel ruht noch immer Lenins sterb­liche Hülle, einbalsamiert im Mausoleum. Offenbar weitaus faszinierender für die meisten Moskau-Besucher ist die legendäre Basilius-Kathedrale mit ihren verspielten, knallbunten Zwiebeltürmchen. Wer in der Gegenwart ein solches Bauwerk errichten würde, sähe sich wahrscheinlich mit dem Vorwurf des Kitsches konfrontiert. Doch die fast 450 Jahre alte Basilisus-Kirche ist das Symbol für Moskau und Russland schlechthin. Auf Tatjanas Besichtigungsplan stehen noch die Tretjakow-Galerie und das Freilichtmuseum Kolomenskoe, wo wahrscheinlich der ehemalige Holzpalast des Zaren demnächst wieder aufgebaut werden soll.

Die Metrostationen sind prächtig und echte Sehenswürdigkeiten
Die Metrostationen sind prächtig und echte Sehenswürdigkeiten

Gar nicht auf ihrem Plan hat Tatjana allerdings neugierige Fragen von Ausländern. Und schon gar keine Antwort gibt es darauf, ob das Leben in der Sowjetunion oder im neuen Russland ange­nehmer ist. Einem immer gleichen "Nun ich sage mal so …" folgen belanglose Allgemeinsätze, als ob der Geheimdienst mithören würde. Da bleibt wohl nur ein individueller Ausflug zu den Moskauern. Hierfür empfiehlt sich die Metro mit ihren herrlich-prunkvollen Stationen. Züge fahren etwa im 90-Sekunden-Abstand. Auf den Bahnsteigen kann man mit Moskauern ins Gespräch kommen. Auch die Bewohner der russischen Hauptstadt sind neugierig und sprechen Gäste ihrer Heimat durchaus an. Wer in Moskau nicht mindestens einmal mit der Metro gefahren ist, der hat wirklich etwas verpasst. Von der Station Ochotny Rjad, gleich beim Kreml, geht es in ein unterirdisches Einkaufs­zentrum von 62 000 Quadratmetern auf drei Etagen. Hier sind neben Allerweltsmarken auch noch echte russische Geschäfte zu finden. Wodka, Kaviar und andere Leckereien kauft man günstiger in einem Magasin, nicht in den für Touristen aufgemotzten Delikatessläden. Und es stimmt: In Gaststätten wird

Erst 2000 wieder aufgebaut Die prächtige Christ-Erlöser-Kathedrale
Erst 2000 wieder aufgebaut Die prächtige Christ-Erlöser-Kathedrale
Wodka, den die Russen gerne "Wässerchen" nennen, ohne Pause nachgeschenkt. Bei einem echten russischen Mahl übrigens bleiben die deftigen Vorspeisen bis zum Ende stehen und bilden somit immer wieder eine gute Grundlage fürs nächste Wässerchen.

Noch eine typisch russische Notlösung zum Schmunzeln: Das Denkmal für Zar Peter den Großen am Moskwa-Ufer hatte ein Bildhauer zum 500. Jahrestags der Entdeckung Amerikas 1992 irgendwo in der Neuen Welt aufstellen wollen, fand aber keinen Platz. So wurde der Kopf von Kolumbus gegen den des Zaren getauscht. Und zum 300. Jubiläum der Russischen Flotte im Jahr 1996 konnte das Denkmal in Moskau installiert werden: Zar Peter in Conquistadoren-Hose auf spanischer Karavelle. Na starowje - Prost!

Fazit: Moskau ist eine Reise wert und am Ende doch (noch) keine westliche Hauptstadt. Wer das erste Mal dorthin reist und bisher mit der russischen Mentalität noch keine Erfahrung hat, sollte vielleicht besser eine Pauschaltour buchen. Hier kümmert sich auch der Veranstalter ums Visum. Grundkenntnisse in Russisch sind von Vorteil, viele Hinweisschilder gibt es nur in kyrillischer Schrift.

Für die Heimreise hatte Aeroflot dann Plätze in der Economy Class reserviert. Wodka fließt hier zwar nicht, allerdings klappt der Service mit akzeptablem Standardmenü dafür reibungslos. Einfachen französischen Wein gibt es auf Wunsch für zwei Euro dazu. Orangensaft und Wasser werden ständig kostenlos nachgeschenkt.

Die Reportage entstand mit Unterstützung des Flughafens Dresden International, der Aeroflot, des Ritz Carlton Moscow und des Incomming-Veranstalters Capital Tour. Stand: Oktober/2009

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