Wie weit sind Sie in Ihrem Leben schon geflogen?

Von Köln/Bonn nonstop nach Tel Aviv - Mit Germanwings in die "weiße Stadt" am Mittelmeer.


Von Stefan Müchler


Abflug von Köln

Kapitän Marc Ross
Kapitän Marc Ross.

Altstadt von Jaffa
Altstadt von Jaffa
Anitas Eiscafe
Anitas Eiscafe

Gallery in Neve-Zedek
Gallery in Neve-Zedek.

Tel Aviv, die weiße Stadt
Tel Aviv, die weiße Stadt.

Bauhaus in Tel Aviv
Bauhaus in Tel Aviv.

Der Strand von Tel Aviv
Der Strand von Tel Aviv.

Der Strand von Tel Aviv bei Nacht
Der Strand von Tel Aviv bei Nacht.

"Nein, das Einchecken für Tel Aviv wird an einem gesonderten Schalter durchgeführt," erklärt eine Mitarbeiterin den fragenden Fluggästen. Während der Check-in für alle übrigen Germanwings-Ziele an einem Gemeinschaftsschalter möglich ist, hat die Destination Tel Aviv zwei eigene Counter, etwas abseits gelegen. Hier wird nicht nur der Reisepass kontrolliert, sondern auch die Buchung eines Rückfluges überprüft.

Ein Flug nach Israel ist bei der Bodenabfertigung in jedem Fall mit besonders scharfen Sicherheitsvorkehrungen verbunden. Etwas abgelegen im fast verwaisten B-Stern liegt auch das Bordinggate B30. Hier wartet neben der bereits zuvor durchlaufenen üblichen Sicherheitskontrolle eine weitere auf die Fluggäste. Erneut wird das Handgepäck durchleuchtet und bei einzelnen Fluggästen penibel inspiziert. Zusätzlich findet eine obligatorische Leibesvisitation mit Handscanner statt. Diese umfangreichen Sicherheitskontrollen erklären auch die deutlich vorgezogene "bording time" von 65 Minuten vor Abflug. An der Brücke steht der Airbus 319 D-AGWJ bereit, seit drei Stunden von einem Sicherheitsdienst abgeschirmt und der Bundespolizei aus ihrem Einsatzfahrzeug auf dem Vorfeld ständig im Visier. Zwei Polizeibeamte und zusätzliche Sicherheitsbeauftragte der Airline laufen im kleinen Wartebereich, wo langsam immer mehr Reisende eintreffen, auf und ab; sicherlich auch Zeichen einer gewissen Nervosität vor dem Erstflug.

Auch für Flugkapitän Marc Ross und Kopilot Wojciech Derejski ist die Strecke nach Israel und die Landung auf dem Ben Gurion Airport eine Premiere. Zeit, Tel Aviv kennenzulernen, wird die Crew allerdings nicht habe, da es nach einer kurzen Pause wieder zurück an den Rhein geht. Die Flugstrecke führt zunächst an Frankfurt vorbei, über München und Graz Richtung Kroatien und weiter über Serbien und Montenegro nach Griechenland. Von dort aus geht das Routing am türkischen Luftraum vorbei über Zypern und das Mittelmeer nach Israel. "Wir erwarten ganz ruhiges Wetter, leichte Bewölkung und einen sehr starken Rückenwind, weshalb die Flugzeit heute auch nur drei Stunden 50 Minuten betragen wird", berichtet Kapitän Marc Ross, "immerhin 25 Minuten Ersparnis gegenüber dem Rückflug." Die Besonderheiten einer Israel-Strecke lägen vor allem in der Bodenabfertigung, so Ross und erklärt, was es zusätzlich zu beachten gilt. "Man muss im Vorfeld rechtzeitig bestimmte Frequenzen rufen und sich da identifizieren lassen, sonst ist es ein Anflug wie jeder andere."

Mit 129 reservierten Sitzplätzen ist der A 319 für eine neue Strecke sehr gut gebucht, dennoch sind viele Sitze frei geblieben. So haben die Passagiere viel Platz, um es sich in den grauen Ledersitzen bequem zu machen. Bordunterhaltung gäbe es leider nicht, entschuldigt sich die Cockpit-Besatzung bei der Begrüßungsdurchsage, die Maschinen seien eher für kürzere Strecken ausgelegt. Dank kostenfreier Bordlektüre und käuflich zu erwerbender Verpflegung der aufmerksamen Crew, vergeht die Zeit in dem knapp zwei Jahre alten Airbus dennoch relativ schnell. Noch deutlich bevor die ersten Lichter des israelischen Küstenstreifens am Horizont auftauchen, aktiviert Wojciech Derejski trotz ruhigen Wetters die Anschnallzeichen. Aus Sicherheitsgründen ist es Passagieren in einem Radius von 180 Seemeilen um den Ben Gurion Airport - was ungefähr 40 Flugminuten ausmacht - nicht mehr gestattet die Bordtoilette zu benutzen. Zu groß ist die Sorge, dass ein potentieller Attentäter diese letzte Möglichkeit der Vorbereitung eines Anschlages nutzen könnte.


Jaffa - 5000 Jahre Geschichte


Hinter dem alten Leuchtturm aus braunem Naturstein leuchtet das tiefblaue Mittelmeer. Leises Glockengeläut des nahen Franziskaner-Klosters St. Peter weht leise herüber. Die Kirchenanlage bildet mit den danebenstehenden Gebäuden des Kendumim Platzes ein wunderschönes Ensemble und verbindet den beschaulichen Hafenbereich mit der quirligen Altstadt. Das heute mit Tel Aviv eine Doppelstadt bildende Jaffa blickt auf eine mehr als 5000-jährige Geschichte zurück und gilt als eine der ältesten Städte der Welt. Phönizier, Makkabäer, Römer, Kreuzfahrer und schließlich die Osmanen, die Jaffa als Symbol des Fortschritts einen stattlichen Uhrturm hinterlassen haben, eroberten die Stadt im Laufe der Zeit. Als Jerusalem nächstgelegener Hafen hatte die Stadt stets eine hohe wirtschaftliche und politische Bedeutung und galt als Tor des Heiligen Landes. Direkt gegenüber dem Kendumim Platz beginnen die Gassen der Altstadt Jaffas. Eben noch in gleißender Sonne gestanden, taucht man in die kühle Stille der verwinkelten Gassen mit ihren charakteristischen Erkern, Torbögen und engen Pfaden ein. Hier finden sich gemütliche Hinterhöfe, Cafés und ein erstaunliches Spektrum an Galerien unterschiedlichster Stilrichtungen. Gesellschaftskritische Glasskulpturen der Horace Richter Gallery, goldüberladene Sakralgegenstände oder Malerei - einfach nur Hereinschauen ist durchaus erwünscht - niemandem wird hier etwas aufgedrängt. Sehenswert ist auch die restaurierte Zodiac Alley, an deren Häusern bemalte Tonreliefs der Tierkreiszeichen angebracht sind.

Etwas außerhalb der engen Altstadtgassen erwartet den Besucher das organisierte Chaos des größten Flohmarkts Tel Avivs und quirliges Basarleben. Nicht mit dem Souk Jerusalems vergleichbar, aber dennoch Ausdruck der arabischen Prägung Jaffas: Handeln ist Pflicht. Hier findet sich alles von Nachgemachtem, feilgebotenen Verbrauchsgütern bis hin zu echten Antiquitäten. Ein Geheimtipp ist hier sicherlich ein winziger vollgestopfter Laden mit den skurrilsten Altertümchen - nicht billig aber wohl garantiert echt. Hungrig geworden vom Handeln und Kaufen, bietet sich ein Mittagssnack in einem der zahlreichen Restaurants an. Eine Institution Jaffas ist Dr. Shakshuka, wo gleichnamiges Pfannengericht mit Ei und Gemüse am besten schmecken soll. Hier in einem überdachten Innenhof treffen sich die Einheimischen bei Humus und Schawarma mit der Garantie, nie länger als zehn Minuten auf das Essen warten zu müssen.

Viel gemächlicher geht es in Neve-Zedek zu, einer vor rund 120 Jahren als Vorort Jaffas entstandener jüdischen Stadt, die ihre Blütezeit bis in die fünfziger Jahre hatte. Hier stehen auch die baufälligen Reste des "Eden"-Kinos, das durch die Filmreihe "Eis am Stiel" einige Bekanntheit erlangte. Später verfiel Neve-Zedek - nun Stadtteil des modernen Tel Avivs geworden - zusehends, gilt aber heute wieder als In-Viertel, mit vielen Galerien, Boutiquen und gemütlichen Cafés, gewissermaßen der "Prenzlauer Berg" der Stadt. Nahe des Stadtzentrums gelegen - und doch mit einem ganz eigenen Charme - fasziniert dieses sanierte Gründerzeitviertel heute. Viel ruhiger als das quirlige Jaffa aber dennoch nicht beschaulich, Neve-Zedeks Straßen sind voller Leben. Mit seinen kleinen Häusern und schmalen Gassen besticht das heute sehr junge und alternativ geprägte Viertel durch seinen mediterranen Charme. Auch schlemmen kann man hier wunderbar: so opulent dekorierte Eissorten wie bei "Anita" findet man hierzulande leider nur selten.


Tel Aviv - Weiße Häuser, weite Strände

Tel Aviv, das von Anfang an eine geplante Stadt war, ist mit rund 400.000 Einwohnern heute eine moderne Großstadt. Vor 102 Jahren fiel die Entscheidung zum Bau einer grünen Stadt, mit fließendem Wasser und geradlinigen breiten Straßen, der nach der Verlosung der ersten 60 Parzellen begann. Der Geist der Gründungsväter, dass ein großer Teil der Stadt allen gehören soll, hat sich erhalten. "Auch heute noch leben die meisten Einwohner von Tel Aviv vor allem draußen und genießen es im Cafe zu sitzen oder an einen der Strände zu gehen," sagt Doron Ozer, Buchautor und Reiseführer. "Der Rotschildboulevard ist für uns so etwas wie ein offenes Museum, wo sich jeder frei entfalten kann." An dieser klangvollen Allee liegt mit der Independence Hall auch die Keimzelle der jüdischen Staatsgründung. Hier rief Ben Gurion am 14. Mai 1948 unter dem Portrait Theodor Herzls - dem Begründer der zionistischen Bewegung - Israel aus.

Tel Aviv aus der Vogelperspektive betrachtet zeigt sich heute vor allem als weiße Stadt. In erheblichem Maße dazu beigetragen hat die Bauhaus-Architektur, die hier ab 1933 entstand. Viele Emigranten flohen aus dem Deutschen Reich nach Israel und benötigten schnell neuen Wohnraum, was der Stadt ein rasantes Wachstum bescherte und damit auch seine prägende Architektur - mehr als 4000 Gebäude wurden im Bauhaus- und funktionalistischen Internationalen Stil errichtet. "Der Bauhausstil war günstig, praktisch und ideal für Tel Aviv, da die Häuser durch eine frische Meeresbrise gekühlt wurden und sich vor allem durch die Balkone auszeichneten," schwärmt Doron Ozer. Auch die großen Dachflächen, die allen Bewohnern zur Verfügung standen, sorgten für eine große Beliebtheit und unterstrichen die sozialistische Grundprägung der Gründerjahre. Viele der 2003 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen Gebäude wurden liebevoll restauriert und präsentieren sich mit gepflegten Vorgärten in tadellosem Zustand. Da kann selbst Dessau nicht mithalten.

Heute ist Tel Aviv eine lebendige Metropole mit Bürotürmen, Einkaufszentren und einem pulsierenden Nachtleben, das DJs aus aller Welt anzieht. Nicht umsonst hat die Stadt ein sehr liberales Image, wo Schwule, Orthodoxe, Geschäftsleute und Künstler wie selbstverständlich nebeneinander wohnen. "Wir sagen: Haifa ist zum Arbeiten, Jerusalem zum Beten und Tel Aviv zum Feiern" scherzt Ozer. Und sicherlich auch zum Shoppen. In der Shenkin Street reiht sich eine Boutique an die andere und neben den international bekannten Marken findet man hier viele israelische Labels. Die Shenkin Street ist neben der Dizengoff Street aber auch eine beliebte Flaniermeile mit einem trendbewussten jungen Publikum. Nur am Shabbat kommt das Leben etwas zur Ruhe, die meisten Geschäfte und die großen Märkte sind geschlossen. Tel Aviv ist eine lebensfrohe, friedliche Stadt, was man angesichts der ständigen Bedrohungslage, in der sich Israel befindet, zunächst kaum vermuten mag, doch Gaza und Golan scheinen unendlich weit weg zu liegen. Jeden Tag intensiv zu genießen und gewisse Themen nachhaltig ausblenden zu können macht den "Israeli way of life" aus. Nicht zuletzt verdankt Tel Aviv/Jaffa sein sonniges Gemüt sicherlich auch seiner direkten Lage am Mittelmeer mit zwölf Kilometern Strand im Stadtgebiet.

An der Corniche kann man auf kilometerlangen Promenaden ausgedehnte Spaziergänge unternehmen, sich am Stand sonnen oder ein kühles Bad nehmen. Der Banana Beach mit Salsa-Partys und die anderen Strände mit zahlreichen Bars und Restaurants lassen über die mitunter etwas drückende Hochhauskulisse der Hotelburgen entlang der Küstenstraße hinwegsehen. Gerade am Wochenende wird es auf den Stränden drückend eng. Wer dem Trubel der zentralen Beaches etwas entfliehen möchte, sollte zum aufwändig restaurierten alten Hafen gehen, der heute eine gehobene Ausgeh- und Outletmeile ist. Die überbreite Promenade aus Holzbohlen bietet genug Platz für alle. Ein Paradies auch für Rollerblader und Skater, da in Teile des gigantischen hölzernen Decks Wellen und kleine Hubbel eingearbeitet worden sind. Hier, oder direkt auf dem nahen Strand, kann man den Tag bei einem Drink gemütlich ausklingen lassen, während das letzte Abendrot langsam über dem Meer verblasst.

Stand: Juni/2010

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